Author(s):
Kacprzyk A*, Kanclerz G, Rokita E, Tatoń G.
* Department of Biophysics, Chair of Physiology, Jagiellonian University Medical College, Cracow.
Poland
Published in:
Electromagn Biol Med 2021; 40 (1): 33-40
Published: 24.10.2020
on EMF:data since 08.12.2022
Further publications: Studie gefördert durch:

Polish Ministry of Digital Affairs subsidy for National Institute of Telecommunications under [Grant 1/DT/2019 dated 13 May 2019; task number 01.10.1.01.01.9].

Keywords for this study:
Electromagnetic hypersensitivity (EHS)
Epidemiological studies
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Which sources of electromagnetic field are of the highest concern for electrosensitive individuals? – Questionnaire study with a literature review.

Exposure:

EMF, general
RF, general

EMF:data assessment

Summary

Source: ElektrosmogReport Dezember 2022 | 28. Jahrgang, Nr. 4

Study design and methods

Diese Studie zur Erfassung und Analyse der EHS-Population wurde mithilfe eines webbasierten Fragebogens durchgeführt, der vier Monate lang im Jahr 2018 zugänglich war. Die vollständige Umfrage umfasste 32 Fragen. Die Teilnehmer wurden als EHS eingestuft, wenn sie auf die Frage "Beeinträchtigen elektrische/elektronische/telekommunikative Geräte Ihr Wohlbefinden?" bejahten und mindestens ein Gerät angaben, das ihrer Meinung nach einen solchen Einfluss hat.

Results

Etwa 1028 Personen füllten den Fragebogen der Umfrage aus und 408 wurden als elektrosensibel identifiziert (EHS-Personen). Von ihnen waren 288 (70,7 %) weiblich und 120 (29,3 %) männlich. Das Durchschnittsalter der gesamten Gruppe betrug 33 Jahre (24–45). Die Mehrheit der untersuchten Personen litt an keiner chronischen Krankheit (287, 70,3 %) und lebte oder arbeitete in städtischen Gebieten (297 (72,8%) bzw. 295 (72,3%)). Die Analyse der 408 EHS-Personen ergab, dass Mobiltelefone, gefolgt von Laptops, Computern und Wi-Fi-Routern die wichtigsten elektrischen Geräte waren, die ihr Wohlbefinden beeinflussten. Eine

Die Mehrheit der Probanden klagte über unspezifische körperliche Symptome wie Erschöpfung, Kopfschmerzen, Gereiztheit, Konzentrations- und Schlafstörungen, Angstzustände und Schläfrigkeit. Zudem gab ein relativ hoher Prozentsatz der Probanden Augenschmerzen als ein Symptom an (68%), was auf die Exposition gegenüber EMF zurückgeführt wurde, und ein Indikator dafür sein kann, dass nicht alle Teilnehmer, die als EHS eingestuft wurden, tatsächlich EHS haben. Augenschmerzen, insbesondere nach längerer Exposition gegenüber Computer- oder Fernsehbildschirmen, sind ein weit verbreitetes Phänomen, das als „Computer-Vision-Syndrome“ bekannt ist und nicht mit den gesundheitlichen Auswirkungen von EMF zusammenhängt.

Die Untergruppenanalyse ergab, dass ältere Erwachsene und Personen, die nach eigenen Angaben in der Nähe von Mobilfunkbasisstation (MFBS) leben, stärker über die gesundheitlichen Auswirkungen von MFBS besorgt waren. Die Analyse zeigte auch, dass EHS-Personen, die nach eigenen Angaben näher am MFBS wohnen, sich mehr Sorgen über dessen gesundheitliche Auswirkungen machen als Personen, die in größerer Entfernung davon leben. In einer bevölkerungsbasierten Querschnittsstudie (Blettner et al. 2009) mit mehr als 30.000 Teilnehmern zeigte sich, dass die Besorgnis über die Nähe von MFBS mit vermehrten Gesundheitsbeschwerden und Schlafstörungen verbunden ist. Dennoch wurde in der zweiten Phase der Studie kein Zusammenhang zwischen negativen gesundheitlichen Auswirkungen und dem gemessenen EMF-Niveau festgestellt, was auf eine mögliche Rolle einer negativen Attribution hinweist.

Erhöhte Sorgen von Menschen, die in der Nähe von MFBS leben, sind sowohl für Wissenschaftler als auch für politische Entscheidungsträger von besonderem Interesse, da sie zu einem Nocebo-Effekt führen können, und als Folge davon zu erhöhten Gesundheitsbeschwerden der Bewohner, die in der Nähe von MFBS leben. Ob die in Umfragen geäußerten Beschwerden durch rein psychologische Faktoren (Nocebo) erklärt werden können, oder ob diese Befunde durch reale biologische Effekte bedingt sind (oder eine Kombination von beiden), sollte methodisch erforscht werden. (Zu oft in der Vergangenheit wurden von Menschen geäußerte Beschwerden und Symptome als psychosomatisch eingestuft, wobei diese sich späterhin doch als reale biologische Wirkungen entpuppten, Anm. der Redaktion).

Conclusions

Die vorliegende Studie ist durch mehrere Einschränkungen gekennzeichnet. Der Fragebogen wurde webbasiert durchgeführt. Trotz der Bemühungen der Autoren, das gesamte Spektrum der EHS-Betroffenen durch entsprechende Ankündigungen in den sozialen und allgemeinen Medien zu erreichen, konnte ein Selektionsfehler möglicherweise nicht vermieden werden. Außerdem wurden die Angaben zum Standort des nächstgelegenen MFBS von den Befragten in Metern angegeben. Eine solche Selbstauskunft kann mit einer erheblichen Verzerrung behaftet sein, da die Teilnehmer die genaue Lage des nächstgelegenen MFBS möglicherweise nicht kennen. In künftigen Studien sollte eine verbesserte Methode zur Definition von EHS-Personen in Betracht gezogen werden, um eine falsche Klassifizierung von Personen zu vermeiden, die über Symptome klagen, die direkt mit der Nutzung des Geräts zusammenhängen (z. B. Computer-Vision-Syndrom nach längerer Computernutzung) und nicht mit den von diesem Gerät ausgehenden EMF.

Telefone, insbesondere mobile Geräte, sind die wichtigste Quelle von EMF, die sich negativ auf elektrosensible Personen auswirken, gefolgt von Laptops, PCs und Wi-Fi-Routern.
Personen, die nach eigenen Angaben in der Nähe von MFBS leben, und ältere Menschen scheinen besonders besorgt über die gesundheitlichen Auswirkungen von MFBS zu sein. Dennoch zeigt eine Analyse der verfügbaren Literatur zu diesem Thema eine erhebliche Diskrepanz bei den Quellen von EMF, die das Wohlbefinden von EHS-Personen beeinträchtigen, was auf die heterogene Natur der Erkrankung hinweist. (AT)