Nichtionisierende Strahlung (NIS) wird als eine Reihe von Wellen beschrieben, die aus oszillierenden elektrischen und magnetischen Feldern bestehen, sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen und den Atomen und Molekülen des Materials, das sie durchdringen, keine Elektronen entziehen. Anthropogene NIS kommt unter einer Vielzahl von Bedingungen vor und wird z. B. durch Hochspannungsleitungen, Mobiltelefone, Rundfunk und WLAN erzeugt. Der Emissionsgrad von NIS ist reguliert, um die Menschen vor negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit zu schützen. Ihre potenziellen direkten und indirekten Auswirkungen auf Arthropoden sind jedoch nur unzureichend erforscht. Dies betrifft auch die aufgrund der Regulierung erlaubten Expositionen. In dieser Literaturübersicht haben wir den Wissensstand über die letalen und subletalen Effekte von NIS auf Arthropoden zusammengefasst und bewertet. Wir haben dabei 127 Studien gefunden, in denen die Wirkung von NIS auf Arthropoden untersucht wurde. Wir haben die Qualität der Studien bewertet, um ihren Evidenzgrad zu ermitteln, und die Ergebnisse bzgl. der biologischen Wirkungen in verschiedenen Frequenzbereichen (0 - 100 kHz, 100 kHz - 6 GHz, 6 GHz - 300 GHz) kategorisch zusammengefasst. Dabei konnten wir potenzielle Wirkungen auf Verhalten, Stoffwechsel, Zellstress, Fortpflanzung und DNA-Schädigung für Frequenzen bis 6 GHz feststellen. Für Frequenzen über 6 GHz ist der Evidenzgrad schwach oder unzureichend, was vor allem der geringen Anzahl von Studien geschuldet ist. Diese Wirkungen wurden vor allem bei experimentellen Expositionsintensitäten unterhalb der Immissionsgrenzwerte (IGW) festgestellt, die von der Internationalen Kommission zum Schutz vor NIS (ICNIRP) zum Schutz des Menschen vor negativen gesundheitlichen Auswirkungen von NIS empfohlen wurden. Die allgemeine Qualität der Studien reicht jedoch häufig nicht aus, um solide Dosis-Wirkungs-Beziehungen herzustellen, was insbesondere auf technisch unzureichende oder die Statistik verzerrende Versuchsanordnungen, respektive -protokolle zurückzuführen ist. Zudem werden die Studien in der überwiegenden Mehrheit der Fälle in einem Käfig durchgeführt, aus dem die Arthropoden nicht entkommen können, sodass die experimentellen Expositionen nicht zwangsläufig die realen Umweltbedingungen widerspiegeln. Auch wenn die Wirkung von NIS auf Arthropoden zumindest teilweise nachgewiesen wurde, so bleibt es schwierig, das Ausmass dieser Wirkung auf grösserer Skala (Population, Ökosysteme usw.) abzuschätzen. Es bedarf daher der Durchführung solider, reproduzierbarer und grossangelegter weiterer Studien.