Die möglichen schädlichen Wirkungen von nicht-ionisierender elektromagnetischer Strahlung, die von drahtloser Kommunikationstechnologie hervorgerufen wird, sollten nicht ignoriert werden. Experimentelle Studien weisen auf histopathologische Auswirkungen von Hochfrequenz hin, die zu schwerwiegenden Missbildungen lebenswichtiger Organe führen können. Auch DNA-Schäden und oxidativer Stress, welcher intrazelluläre Signalwege beeinflussen kann, wurden beschrieben. Da bisher keine vergleichbaren Studien zu den Auswirkungen pränataler Hochfrequenzbefeldung auf das Herzmuskelgewebe von häufig genutzten Bandbreiten (900 – 2100 MHz) existieren, wurde in der vorliegenden Studie das Augenmerk auf histopathologische Veränderungen und oxidativen Stress im Herzmuskelgewebe intrauterin bestrahlter Ratten gelegt.
Insgesamt wurden 18 trächtige Sprague-Dawley-Ratten in 6 Gruppen unterteilt (n = 3): Kontrollgruppe (nicht-bestrahlt), 900 MHz/24h-Gruppe, 1800 MHz/6h-Gruppe, 1800 MHz/12h-Gruppe, 1800 MHz/24h-Gruppe, 2100 MHz/24h-Gruppe. Insgesamt wurden die Tiere über einen Zeitraum von 20 Tagen befeldet, die Stunden-Angaben beziehen sich auf die tägliche Bestrahlungsdauer. Bei 900 MHz wurde der SAR-Wert auf 0,087 W/kg, bei 1800 MHz auf 0,12 W/kg und bei 2100 MHz auf 0,17 W/kg beziffert. Nach der Geburt wurden zufällig 6 männliche Jungtiere aus jeder Gruppe ausgewählt (n = 6). Nach 60 Tagen wurden die Jungtiere getötet und das Herzmuskelgewebe histopathologisch und biochemisch untersucht.
Die Wissenschaftler beobachteten atypische Myokardmorphologie in Form von pyknotischen Nuclei, zytoplasmatischer Vakuolisierung, eosinophil gefärbtem Zytoplasma und eine Vergrößerung der myokardialen Muskelfasern. Diese morphologischen Änderungen sind mit Schädigungen des Myokards assoziiert. Die Auswirkungen verschlimmerten sich mit steigender Frequenz bei gleicher Befeldungsdauer (900 – 1800 – 2100 MHz bei 24h/Tag) bzw. mit steigender Befeldungsdauer bei gleicher Frequenz (6h/Tag – 12h/Tag – 24h/Tag bei 1800 MHz). Dementsprechend kann von einer Dosiswirkungsbeziehung ausgegangen werden. Die biochemischen Analysen zeigten ein ähnliches Bild, die Malondialdehyd-Werte (MDA) stiegen dosiswirkungsabhängig, während die Glutathion-Werte (GSH) dosiswirkungsabhängig sanken. Lediglich 6h/Tag bei 1800 MHz führten nicht zu einer Veränderung des GSH-Spiegels, alle anderen Parameter wiesen auf erhöhten oxidativen Stress hin.
Auf Grundlage der Ergebnisse dieser und anderer experimenteller Studien kann die Hypothese aufgestellt werden, dass Hochfrequenz weit unterhalb von ICNIRP-Grenzwerten Auswirkungen auf biologische Systeme haben kann. Obwohl es sich nicht um eine Studie am Menschen handelt, unterstützen die Ergebnisse der vorliegenden Studie diese Hypothese angesichts der SAR-Werte am Tiermodell. Im Hinblick auf die fötale Gesundheit empfehlen die Autoren die Belastung mit Hochfrequenz so weit wie möglich zu vermeiden. Da die Schädigungen des myokardialen Gewebes sowohl mit steigender Frequenz als auch Befeldungsdauer zunahmen, äußern sich die Wissenschaftler besorgt im Hinblick auf die Auswirkungen von 5G-Technologie auf das Herzgewebe. (RH)