European Union (EU)/European Commission; National Academy of Sciences of Ukraine, Ukraine; South Moravian Region, Czech Republic
Das potenzielle Risiko von Hochfrequenz für die menschliche Gesundheit steht in engem Zusammenhang mit der Festlegung von Sicherheitsgrenzwerten für nicht-ionisierende Strahlung. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirkung von schwacher 900-MHz-GSM-Strahlung eines kommerziellen Mobiltelefons auf die frühe Embryogenese japanischer Wachteln in Abhängigkeit der Expositionsdauer zu bewerten.
Die Embryonen (n = 10-12) wurden in ovo mit einem Nokia 3210 diskontinuierlich (48 s EIN, 12 s AUS) mit einer Leistungsdichte von 0.25 µW/cm², resultierend in einem SAR-Wert von ca. 3 µW/kg befeldet. Die Bestrahlungsdauer war entweder während der ersten 38 h der Bebrütung oder bereits 120 h vor Bebrütung (bei Raumtemperatur) und anschließend während der ersten 38 h der Bebrütung (insgesamt 158 h). Die Kontrollen wurden nicht-bestrahlt. Die Wissenschaftler bewerteten die Anzahl der differenzierten Somiten (Index für Embryonalentwicklung) sowie DNA-Strangbrüche (Komet-Test).
Die Embryonen, welche lediglich 38 h während der Bebrütung befeldet wurden, zeigten eine höhere Anzahl an differenzierten Somitenpaaren als die Kontrollen. Die zweite befeldete Gruppe (158 h) zeigte eine signifikante Verminderung der Somitenpaar-Anzahl. Bei beiden Kontrollgruppen wurde eine vergleichbare Anzahl der Somitenpaare gefunden. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei der Überprüfung der DNA-Schäden. Die DNA-Strangbrüche waren bei der 38-h-Gruppe im Vergleich zur Kontrolle signifikant verringert. Die 158-h-Gruppe wies eine signifikante Erhöhung der DNA-Schädigungen im Vergleich zur Kontrolle auf. Die DNA-Strangbrüche zwischen den beiden Kontrollen unterschieden sich lediglich leicht.
Die Daten der Studie weisen darauf hin, dass in Abhängigkeit der Befeldungsdauer entweder positive Auswirkungen auf die Embryonalentwicklung oder aber genotoxische Auswirkungen von der schwachen Mobilfunkstrahlung ausgingen. In jedem Fall scheint eine Interaktion mit dem biologischen System Wachtelembryo vorzuliegen. Die untersuchte Leistungsdichte war mehrere Größenordnungen unterhalb der ICNIRP-Richtlinien. Um einen Rückschluss auf etwaige Mechanismen ziehen zu können, wäre die Analyse von u.a. oxidativen Stressparametern sinnvoll gewesen. Die Befeldung wurde realitätsnah durchgeführt. (RH)